Juni 2025
Fotos: Märzhäuser Wetzlar
Märzhäuser Wetzlar

Präzision in Perfektion

Seit kurzer Zeit ist Märzhäuser Wetzlar Mitglied im Wetzlar Network. Dass das familiengeführte Unternehmen eine Bereicherung nicht nur für das Netzwerk, sondern für die ganze Region ist, erleben wir bei einem Willkommensbesuch.

Es gibt in der Region Wetzlar Firmengebäude, an denen man weitgehend acht- und ahnungslos vorbeifährt. Dass dort hochspezialisierte Mittelständler Produkte auf Weltniveau entwickeln und herstellen, glaubt man nicht. Märzhäuser Wetzlar ist so eine Firma. Als weltweit führender Erstausrüster entwickelt und fertigt das Unternehmen manuelle und motorische Mikropositioniersysteme, Steuerungen und Zubehör für die Mikroskopie. Dass die Stadt im Firmennamen steht, darauf legt der Inhaber und einer der drei Geschäftsführer, Günter Märzhäuser, großen Wert. Das Unternehmen und seine rund 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind hier zu Hause. Sie arbeiten an drei Standorten, alle in Steindorf, dem westlichsten Stadtgebiet von Wetzlar.

Die Erfolgsgeschichte von Märzhäuser

Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens beginnt 1946. Damals gründeten die Brüder Heinz und Walter Märzhäuser in Wetzlar ihre Firma zur Entwicklung und Fertigung von Mikroskopie-Zubehör. „Weil sie etwas Neues beginnen wollten“, erzählt Günter Märzhäuser: „Mein Onkel war bei Hensoldt, mein Vater war sozusagen die rechte Hand der Geschäftsführung bei der Pfeiffer Apparatebau GmbH, heute Pfeiffer Vacuum. Um sich ihr Startkapital zu erarbeiten, haben die beiden Edelmetall eingeschmolzen und Schmuck hergestellt.“ Die Brüder beginnen in einem kleinen Schuppen, den ihnen ihr Vater, ein Bahnangestellter, vermittelt hatte. Dort bauen sie die erste mechanische Verstelleinrichtung für die Mikroskopie, also einen kleinen Objektführer. Eine Firma aus den USA wird auf sie aufmerksam und wird zum Großabnehmer. Das war der Beginn für die Gebrüder Märzhäuser OHG als Zubehör-Lieferant für die Mikroskopie.

In den Folgejahren arbeiten die Märzhäusers an weiteren Mikropositioniersystemen und entwickeln unter anderem einen eigenen koaxialen Trieb, das heißt in einer Achse liegende Triebknöpfe, sowie eine eigene Kreuzrollenführung. Bereits 1952, sechs Jahre nach der Gründung, beschäftigen sie 20 Mitarbeiter. Durch die steigende Nachfrage stößt die Produktion an ihre Grenzen. Also baut die Firma Märzhäuser 1960 erstmals in Steindorf – und es wird nicht die letzte Bauaktivität gewesen sein. Nach weiteren Produktentwicklungssprüngen – aus dem Kreuztisch wird der motorische Scanningtisch – folgt ein weiteres Bauprojekt und 1997 der große Neubau mit der heutigen Firmenzentrale. Weitere Ausbaupläne werden stets mitgedacht: Erst jüngst, 2022, hat Märzhäuser für die Ausweitung des Firmensitzes das Nachbargelände erworben.

Hightech-Unternehmen mit Manufakturcharakter

Aus dem kleinen Zulieferbetrieb ist längst eines der innovativsten Hightech-Unternehmen in der Region geworden. Neben den typischen Positioniersysteme für die Mikroskopie werden inzwischen auch hochpräzise Systeme zur Mikro- und Nanopositionierung, Mehrachssysteme, elektronische Steuerungselemente sowie automatisierte Maschinen in Steindorf konstruiert und gefertigt. „Wir sind im Grunde genommen immer noch eine Manufaktur für erstklassige Positioniersysteme aber mit spürbar wachsendem Fokus zur Automation und kompletten Lösungen“, sagt Günter Märzhäuser, „egal, ob es sich um Losgrößen von 1 oder 1.000 handelt.“ Der Manufakturcharakter sowie die hohe Fertigungstiefe machen Märzhäuser aus. So werden auch die Steuerungen und Elektronikbauteile inhouse bei Märzhäuser Wetzlar gefertigt.

Die drei Geschäftsführer von Märzhäuser Wetzlar (v.l.n.r.): Andreas Löhr, Günter Märzhäuser und Volker Reinhardt.

So erfreulich die technologische Entwicklung eines Traditionsunternehmens wie Märzhäuser Wetzlar auch ist, es gilt diese Tradition für die Zukunft zu bewahren. Die Frage nach der Nachfolge stand somit schon seit einer ganzen Weile im Raum. „Mein Cousin Stephan und ich haben gemeinsam die Geschäfte unserer Väter in zweiter Generation erfolgreich weitergeführt“, erzählt Günter Märzhäuser. „Nicht erst seitdem mein Cousin Stephan leider im vergangenen Jahr verstorben ist, setzen wir uns mit der Frage der Nachfolgeregelung auseinander. Nun haben wir eine gute Lösung für uns gefunden.“

Tradition mit glänzender Zukunftsperspektive

Mit am Tisch sitzen die beiden Geschäftsführer Volker Reinhardt und Andreas Löhr. Sie werden zukünftig die Geschäfte bei Märzhäuser Wetzlar weiterführen und immer mehr Verantwortung übernehmen. Die notwendige Expertise bringen beide mit. Volker Reinhardt studierte Maschinenbau sowie Betriebswirtschaft und hat es in seinen über 25 Jahren im Unternehmen bis zum Betriebsleiter gebracht, seit Ende 2023 ist er in der Geschäftsführung. Andreas Löhr war mehr als 12 Jahre in der Entwicklung und Konstruktion des Unternehmens tätig, die letzten sieben Jahre als Entwicklungsleiter, bevor er im Dezember 2024 in die Geschäftsführung wechselte. Die beiden kennen das Unternehmen also in und auswendig. Als Geschäftsführer ist es nicht ihr Anspruch ein mittelständisches Traditionsunternehmen „auf den Kopf zu stellen“, wohl jedoch weiterzudenken und auf junge Fachkräfte mit großen Verantwortungsbereichen zu setzen. Immer mehr junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden sich in führenden Positionen bei Märzhäuser wieder.

Auch strategisch möchte man das Unternehmen weiterdenken, erklärt Volker Reinhardt: „Abstrakt gesagt, geht es bei uns immer darum, ein Objekt hochpräzise im Raum zu positionieren. Das ist in vielen Fällen eine Optik, kann aber auch ein Laser bzw. Licht oder zum Beispiel ein Greifer sein. Andere Bereiche, wie der Nano 3D-Druck sind in jüngster Zeit hinzugekommen, aber auch im Bereich der Halbleiterindustrie sind nennenswerte Branchen, die uns sehr beschäftigen.“ Die Kunden aus den Bereichen Forschung, Materialprüfung und Life-Science freut das ungemein. Warum? „Weil sie Positioniersysteme in dieser Qualität sonst nirgends bekommen“, antwortet Andreas Löhr und ergänzt: „Wir bewegen uns zum Teil in einem Nischenmarkt, haben aber das große Glück, dass wir in dieser Nische eine Art Alleinstellungsmerkmal haben. Weil wir hinsichtlich Präzision und Qualität ans Limit gehen. Und das mit großem Erfolg.“

»Wir gehen hinsichtlich Präzision und Qualität ans Limit. Und das mit großem Erfolg.«

Andreas Löhr

Produkte, die exakt auf die Anforderungen des Marktes zugeschnitten sind

Als ehemaliger Entwicklungsleiter weiß Löhr ganz genau, wovon er spricht. Bei einem Firmenrundgang nach unserem Gespräch erleben wir den Umfang der Leistungsfähigkeit dieses Unternehmens. Wenn „Made in Germany“ noch etwas zählt, dann hier. Unweigerlich überkommt einen das Gefühl zu verstehen, was Deutschland zu einem der wirtschaftsstärksten Länder der Welt gemacht hat. Nämlich mittelständische Unternehmen wie dieses. Nicht weil man in diesen turbulenten Zeiten irgendeine nationale Flagge hochhalten will, sondern weil es in einem Unternehmen, das sich „Präzision in Perfektion“ auf die Fahne schreibt, gar nicht anders geht. Entsprechend hoch ist der Entwicklungsanteil im Unternehmen. Für herausragende Qualität leistet sich Märzhäuser Wetzlar eine außergewöhnlich hohe Fertigungstiefe und mit 20 aus 220 Mitarbeitenden auch eine außerordentlich große Entwicklungsabteilung.

Im Showroom bekommen wir einen Einblick in die Früchte dieser Arbeit. Das Spektrum reicht von klassischen „Bestseller“ Mikroskoptischen für unterschiedliche Objektträger und Verfahrbereiche über Mikromanipulatoren im µ-Messbereich bis zu automatisierten Slide-Handling-Systemen mit integriertem Messsystem für die automatisierte Probenhandhabung. Ein Großteil dieser Produkte ist kundenspezifisch und unterliegt sehr hohen Geheimhaltungsbestimmungen. „85 Prozent unserer Lösungen sind kundenspezifisch“, betont Andreas Löhr. Die Entwicklung bei Märzhäuser ist sehr agil und praxisnah organisiert – interdisziplinäre Teams arbeiten eng mit dem Kunden zusammen, um maßgeschneiderte Lösungen effizient umzusetzen. Durch kurze Entscheidungswege und einen hohen Anspruch an Qualität entstehen Produkte, die exakt auf die Anforderungen des Marktes zugeschnitten sind.

Hightech „made in Steindorf“ für die ganze Welt

Welche Anforderungen und Herausforderung die Experten von Märzhäuser Wetzlar da im Blick behalten müssen, erläutert Volker Reinhardt an einem Beispiel aus dem Bereich Life Science. In der Zytologie etwa werden Proben im µ-Messbereich untersucht. Das heißt: Sie werden exakt positioniert und gestochen scharf gescannt. So entstehen 40 Bilder pro Sekunde, die wiederum über ein sogenanntes Stitching-Verfahren zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden. Für solche Hightech-Anwendungen, die sich natürlich ständig weiterentwickeln, schaffen die Systeme von Märzhäuser Wetzlar die Grundlage. Dass im Zuge von Digitalisierung und Industrie 4.0 Systeme zunehmend miteinander kommunizieren, ist nicht nur in den Produkten, sondern auch bei deren Fertigung eher die Regel als die Ausnahme. Und durch den Einsatz von KI lässt sich die Performance der Hightech-Systeme noch mal entscheidend verbessern.

Um solche Entwicklungen aktiv mitzugestalten, arbeitet das Unternehmen eng mit führenden Mikroskopherstellern, Universitäten und Forschungsinstituten zusammen. „Hier können wir unser herausragendes Know-how und unsere Expertise einbringen, um die Kunden, aber auch uns selbst weiterzubringen“, sagt Günter Märzhäuser stolz. Die Freude über solche Entwicklungen ist den Geschäftsführern deutlich anzumerken. Das ist es, was sie und ihre Kolleginnen und Kollegen antreibt. „Das klassische Lichtmikroskop wird es immer geben, aber der Trend geht ganz klar zum automatisierten Scanning System. Auch da versuchen wir, immer einen Schritt voraus zu sein.“ Das ist die Zukunft von Märzhäuser Wetzlar: Hightech „made in Steindorf“ für die ganze Welt.

www.marzhauser.com

Märzhäuser Wetzlar

Gegründet im Jahr 1946, steht Märzhäuser Wetzlar seit fast 80 Jahren für herausragende Präzision und höchste Qualität. Als weltweit führender Erstausrüster entwickelt und fertigt Märzhäuser Wetzlar manuelle und motorische Mikropositioniersysteme, Steuerungen und Zubehör für die Mikroskopie. Das Unternehmen mit Sitz in Wetzlar beschäftigt rund 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.