August 2025
Die neuen Geschäftsführer von SCHAEFER Precision Manufacturing: Dr. Johannes Viehhauser (links) und Maximilian Krause. (Fotos: Raphael Neuhauser)
SCHAEFER Precision Manufacturing

„Das passt – persönlich, wirtschaftlich, perspektivisch“

Auf der Suche nach einem mittelständischen Unternehmen mit Potenzial sind Maximilian Krause und Dr. Johannes Viehhauser in Ehringshausen fündig geworden. Wir haben die neuen Geschäftsführer von SCHAEFER Precision Manufacturing getroffen.

An einem dieser eher verregneten Juli-Tage treffen wir Maximilian Krause und Dr. Johannes Viehhauser in ihrem Büro an. Der Sommerurlaub fällt bei den beiden nicht nur wegen des wechselhaften Wetters aus. Es gibt einfach viel zu viel zu tun. Im Januar dieses Jahres haben sie die Geschäftsführung der SCHAEFER Precision Manufacturing in Ehringshausen übernommen. Dass sie in den ersten Monaten die Ärmel hochkrempeln werden müssen, war ihnen bewusst. Aber mit wieviel Enthusiasmus und Zielstrebigkeit sie das tun, ist dann doch bemerkenswert. „Für uns war klar, dass wir nicht nur als Investoren einsteigen, sondern geschäftsführend und operativ aktiv werden wollen“, sagt Johannes Viehhauser. „Wir haben von Anfang an ein großes Potenzial hier im Unternehmen gesehen. Dieses Potenzial zu nutzen und weiterzuentwickeln, treibt uns jeden Tag an.“

Aus der Welt in den Lahn-Dill-Kreis

Die beiden Macher sind Mitte 30. Maximilian Krause, gebürtiger Kölner, hat BWL studiert und sein Studium als Master of Finance abgeschlossen. Johannes Viehhauser stammt aus München, hat BWL und Maschinenbau studiert und ist promovierter Wirtschaftswissenschaftler. Kennengelernt haben sie sich während eines Praktikums in Südafrika, das Viehhauser bei BMW und Krause in der Automobilzuliefersparte von Bosch absolvierte. Danach folgte für beide eine internationale Beraterkarriere bei Roland Berger. Ihre Wege kreuzten sich immer wieder. Was daraus resultierte, war eine enge Freundschaft – und irgendwann auch die Idee, etwas Eigenes gemeinsam auf die Beine zu stellen.

„Im Laufe des Jahres 2024 haben wir begonnen, uns deutschlandweit nach interessanten Unternehmen mit Potenzial aktiv umzuschauen, wir haben ein Investorenprofil erstellt und Makler konsultiert“, erzählt Maximilian Krause. Er war gerade projektgebunden für Roland Berger in Doha tätig, als ihm seine Mutter einen an die Heimatadresse zugestellten Brief einscannte und wissen wollte, ob der wichtig oder für den Müll bestimmt sei. „Das Schreiben kam von einem selbstständigen Berater. Er informierte uns über einen ‚profitablen CNC-Lohnfertiger aus dem Lahn-Dill-Kreis‘, der zum Verkauf steht.“ Dass dieser Brief ursächlich dazu führen würde, die Zukunftspläne von Maximilian Krause und Johannes Viehhauser in eine ganz neue Richtung zu lenken, war damals nicht absehbar. Die einen nennen es Schicksal, andere Bestimmung. Wahrscheinlich ist es beides.

Ein mittelständisches Unternehmen mit Potenzial

Bei dem Betrieb aus dem Lahn-Dill-Kreis jedenfalls handelte es sich um die Firma SCHAEFER. 1969 von Friedhelm Schäfer gegründet, produziert der Mittelständler seit 2010 in Ehringshausen hochpräzise Komponenten und Baugruppen in Einzelteil- und Kleinserienfertigung für verschiedene Hightech-Branchen und Anwendungen. Zuletzt führten Stefan Biek und Guido Würz als Inhaber den Betrieb. „Wir haben mit den Eigentümern Kontakt aufgenommen, die Wirtschaftsdaten ganz genau angeschaut und darauf bestanden, auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennenzulernen. Sogar mit bestehenden Kunden haben wir Gespräche geführt“, erinnert sich Maximilian Krause. „Es war dann ziemlich schnell klar, dass es auf allen Ebenen sehr gut passt – persönlich, wirtschaftlich, perspektivisch.“

Von da an ging alles zügig voran: Am 5. Dezember 2024 erfolgte die Unterschrift der Kaufverträge. Am 1. Januar 2025 starteten die neuen geschäftsführenden Gesellschafter: Maximilian Krause eher betriebswirtschaftlich ausgerichtet, Johannes Viehhauser eher technisch. Für die strategische Weiterentwicklung und Vision sind beide zuständig. Natürlich ist es ein Vorteil, dass sie nicht bei null anfangen, sondern auf den Stärken des Unternehmens aufbauen können. „Wir haben hier unglaublich tolles hochqualifiziertes Personal – das ist unser wertvollstes Gut,“ sagt Maximilian Krause. Alle Mitarbeiter wurden übernommen. Und alle wollten bleiben (ist ja nicht selbstverständlich). Der Altersschnitt der Belegschaft liegt bei 43 – auch darauf lässt sich ein Zukunftsplan vernünftig aufbauen.

Innovative CNC-Präzisionsfertigung, Oberflächenveredelung und Montage

Mit der Umfirmierung zur SCHAEFER Precision Manufacturing GmbH trägt die Firma seine Kernkompetenz seit diesem Jahr auch im Namen: die Entwicklung und Fertigung von Produkten im Bereich Präzisionsmechanik auf höchstem Niveau. „Wir sind schwerpunktmäßig in der Halbleiterindustrie und der optischen Industrie, im Maschinen- und Anlagenbau sowie in den Bereichen Messtechnik und Rüstung tätig – da sind die Anforderungen bekanntlich besonders hoch“, sagt Johannes Viehhauser. Dieses selbstgewählte Schicksal klingt aus seinem Mund nicht wie eine Last, sondern wie ein verheißungsvoller USP.

„Als Komplettanbieter in der Präzisionsfertigung decken wir alle Schritte von der Entwicklung bis zur einbaufertigen Baugruppe ab“, erklärt er. Kundenspezifische Bauteile entstehen mithilfe modernster CAD/CAM-Software – inklusive 3D-Modellen, digitalen Simulationen und direkter Anbindung an die CNC-Fertigung. „Damit sind wir in der Lage, Bauteile und Baugruppen kosteneffizient und prozessstabil zu fertigen – ohne Kompromisse bei Funktion und Qualität“, so Viehhauser.

Herausragende Fertigungs- und Materialkompetenz

Der moderne Maschinenpark des Betriebs umfasst 3- und 5-Achs-CNC-Fräsmaschinen, Dreh-/Fräszentren und Drahterodiermaschinen. Für die Feinbearbeitung stehen Schleifmaschinen und eine fundierte Expertise im Läppen zur Verfügung, mit der Oberflächengenauigkeiten von kleiner 2 µ zuverlässig realisiert werden können. „Gerade beim Läppen und Polierläppen verfügen wir über einen technologischen Vorsprung, mit dem wir selbst anspruchsvollste Bauteilanforderungen, etwa bei Halbleitern oder in der optischen Industrie, erfüllen können“, betont Maximilian Krause.

Die Fertigungskompetenz von SCHAEFER Precision Manufacturing reicht von klassischen Werkstoffen wie Aluminium und (Edel-)stählen bis hin zu Titan, Quarzglas oder nichtleitenden Hochleistungskunststoffen wie PEEK (Polyetheretherketon). Der Einsatz von Keramik bei der Fertigung von Präzisionsbauteilen eröffnet dem Unternehmen in den Hightech-Branchen ganz neue Möglichkeiten. Zudem wollen die beiden Geschäftsführer vermehrt in innovative Fertigungstechnologien und Automatisierungslösungen investieren, um erstens den Auftragsumfang erhöhen und zweitens neue Kunden aus neuen Geschäftsfeldern oder Branchen gewinnen zu können. Im Zuge der Übernahme wurde schon mal eine Erweiterungsfläche mit erworben, um zeitnah weitere Kapazitäten zu schaffen.

»Wir sind in der Lage, Bauteile und Baugruppen kosteneffizient und prozessstabil zu fertigen – ohne Kompromisse bei Funktion und Qualität.«

Johannes Viehhauser

Willkommen in der Hightech-Region Wetzlar

Nach einem guten halben Jahr scheinen Maximilian Krause und Johannes Viehhauser in ihrer neuen Heimat und in ihrem eigenen Unternehmen bestens angekommen zu sein. Sie strahlen einen gesunden Optimismus aus, der auf harter Arbeit basiert. Und sie erzählen auch von Überraschungen, die sie an ihrem neuen Bestimmungsort erlebt haben. „Wir wohnen in Wetzlar und schätzen die hohe Lebensqualität dieser Stadt. Wir sind viel in Region unterwegs und sind immer wieder überrascht von der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und Vielfalt an Unternehmen, die hier zu Hause sind. Das war uns vorher gar nicht so bewusst“, freut sich Johannes Viehhauser.

Mitglied im Wetzlar Network wollten sie unbedingt werden, weil sie sich in diesem vitalen unternehmerischen Umfeld noch stärker vernetzen möchten. „Was SCHAEFER Precision Manufacturing kann und leistet, wollen wir natürlich nicht für uns behalten, sondern gerne auch potenzielle Partner und Kunden wissen lassen“, sagt Maximilian Krause. Das könnte tatsächlich für einige Unternehmen im Netzwerk und in der Region interessant sein.

www.schaefer-precision.com