Wetzlar Network

Computational Imaging

Am 22. und 23. Oktober 2019 veranstaltete das Wetzlar Network ein internationales Fachforum zum Thema „Computational Imaging“ in Wetzlar – mit überaus positiver Resonanz.

Dass man per Photoshop digitale Fotografien manipulieren, optimieren oder auch desaströs verunstalten kann, ist hinlänglich bekannt. Wenn aber die Methoden der Bildverarbeitung nahezu vollständig auf Algorithmen und statistischen Lösungsansätzen wie „Deep Learning“ und Künstlicher Intelligenz basieren, dann bringt das doch so manche liebgewonnene Gewohnheit ins Wanken. Diese Methoden, die unter dem Label „Computational Imaging“ kursieren, sind inzwischen so ausgereift, dass sie bisherige Qualitätsstandards weit übertreffen. Sie könnten die Zukunft der Fotografie und Mikroskopie genauso verändern wie den Bereich dreidimensionaler Rekonstruktion.

Fest steht, dass das Thema „Computational Imaging“ brandaktuell und von weitreichender Relevanz ist. Das wurde am 22. und 23. Oktober 2019 bei einem zweitägigen Fachforum mehr als deutlich. Internationale Experten und mehr als 50 interessierte Teilnehmer waren im Leitz-Park Wetzlar zu Gast, um die Chancen und Möglichkeiten des „Computational Imaging“ zu diskutieren.

Stadtrat Norbert Kortlüke hieß die Gäste in der Stadt der Optik herzlich willkommen. Ralf Niggemann vom Wetzlar Network und Prof. Dr. Sangam Chatterjee von der JLU Gießen begrüßten die Referenten und Teilnehmer. Und Dr. Andreas Kaufmann, der das Forum eröffnete, ließ keinen Zweifel daran, dass er nicht nur als Hausherr, sondern vor allem als Aufsichtsratsvorsitzender der Leica Camera AG die jüngsten Entwicklungen auf diesem Feld sehr genau verfolge.

So berichteten Dr. Shwetadwip Chowdhury von der University of California Berkeley und Dr. E. Y. Peng von der Stanford University über ihre Forschungsarbeit in den USA. Dr. Valentin Volchkov vom Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Tübingen zeigte ein Verfahren, mit dem man die Qualität eines Objektivs (sog. MTF) anhand eines Bildes berechnen kann. Es ging um die Minimierung des Bildrauschens, ohne die Bildqualität zu beeinträchtigen (Prof. Dr. Stefan Roth von der TU Darmstadt) und eine neue Kamerafamilie, die bereits neuronale Netze „on board“ hat (Dr. Robert-Alexander Windberger von der IDS Imaging Development Systems GmbH).

Prof. Dr. Paolo Favaro von der Universität Bern stellte einen Algorithmus vor, mit dem die Unschärfe von bewegten Objekten eliminiert werden kann. Und Prof. Yoann Altmann von der Heriot-Watt University Edinburgh stellte in seinem Vortrag unter anderem ein Verfahren vor, mit dem man auf der Grundlage entsprechender Algorithmen „um die Ecke“ schauen kann (non line of sight – nlos).

Die hochkarätigen Referenten zeigten eindrucksvoll, was heute im Bereich Bildgenerierung möglich ist und künftig sein wird. „Jeder Vortrag und jedes Gespräch in den letzten beiden Tagen war eine Bereicherung“, resümiert Benjamin Dück von Leica Camera – verbunden mit der Hoffnung, „dass sich die Qualität des Computational Imaging-Forums herumsprechen“ möge. Die Macher vom Wetzlar Network, Ralf Niggemann und André Noack, wollen einiges dafür tun und noch mehr Unternehmen aus der Region einbeziehen. „Die Resonanz war außerordentlich positiv“, freut sich André Noack, „und vieles spricht dafür, dass es im kommenden Jahr ein zweites Computational Imaging Fachforum geben wird.“ Zumal das Thema ganz sicher keine Eintagsfliege sein wird, sondern die Optikregion langfristig beschäftigen könnte. Man darf gespannt sein!