Dezember 2020
Die neue Montagehalle in Lollar bietet viel Platz für künftiges Wachstum. (Fotos: Ralf A. Niggemann)
OptoTech Optikmaschinen

Technology Leadership

OptoTech gehört zu den Gründungsmitgliedern des Wetzlar Network. In der Erstausgabe des W3+ Magazins sprach Roland Mandler über die Industrieregion und seine Stärken. Jetzt, 10 Jahre später, sitzen wir wieder zusammen und reden über das, was war, was ist und was kommen wird.

Vor dem Termin bei der OptoTech Optikmaschinen GmbH haben wir die Erstausgabe des W3+ Magazins noch mal zur Hand genommen. In dem Interview, das wir mit dem Inhaber Roland Mandler vor 10 Jahren geführt hatten, sagt er: „Ich sehe unsere Wirtschaftsregion wie ein Biotop, in dem jedes Unternehmen einen wichtigen Beitrag für die gesamte Branche leistet.“ Ein Satz, der nachhallt. Als wir Roland Mandler im Juni 2020 in Wettenberg wieder begegnen, wird schnell klar: Er wirkt so vital wie damals – auch ohne seinen gewohnt zupackenden Händedruck, auf den wir in Corona-Zeiten leider verzichten müssen.

Grenzenloser Unternehmergeist – regional und international

Ein Lautsprecher ist Roland Mandler nach wie vor nicht, aber sein Wort hat Gewicht. Als Unternehmer hat er sich immer für die Belange der Region engagiert und über Jahre als Beiratsmitglied des Wetzlar Network aktiv eingebracht. Er war einer der Ersten, der die Initiative zur Einrichtung einer Stiftungsprofessur an der Technischen Hochschule Mittelhessen tatkräftig und finanziell unterstützte. Sein grenzenloser Unternehmergeist wurde auch überregional mehrfach gewürdigt. Als Tarek Al-Wazir 2018 der Firma in Wettenberg einen Besuch abstattete, betonte der hessische Wirtschaftsminister: „Das Unternehmen wurde bereits zweimal als Hessen Champion ausgezeichnet: 2013 in der Kategorie Weltmarktführer, vier Jahre später in der Kategorie Innovation – das sagt eigentlich alles.“

Und tatsächlich: Viele der Technologien, die heute in der Optikfertigung Standard sind, wurden bei OptoTech entwickelt. Zahlreiche Patente sowie nationale und internationale Auszeichnungen sprechen für den hohen Innovationsgrad von OptoTech-Maschinen – und das sei letztlich entscheidend für den Wettbewerbsvorsprung, betont Roland Mandler: „Wir haben schon immer aus Überzeugung darauf gesetzt, durch Innovation neue Aufträge zu generieren. Und damit sind wir sehr gut gefahren.“ Die Zahlen sprechen für sich. In den vergangenen 10 Jahren konnte der Optikmaschinenhersteller den Umsatz mehr als verdoppeln. Das Unternehmen beschäftigt 300 Mitarbeiter, davon 200 am Hauptsitz in Wettenberg und weitere 100 an den Tochtergesellschaften und Vertriebsstandorten in Italien, China, Indien, Hongkong, in den USA und der Schweiz. Der Exportanteil liegt bei 80 Prozent. Für weltweite Kunden aus der präzisionsoptischen Industrie entwickelt OptoTech inzwischen Optikmaschinen und -verfahren, die in ihrer Bandbreite unerreicht sind. Die weltweit umfangreichste Produktpalette bedient alle Fertigungsbereiche von Supermikro, Mikro-, und Makro- bis Planoptik und Brillenoptik.

Innovative Fertigungsmethoden und -prozesse

Auf der Basis innovativer Fertigungsmethoden hat OptoTech im Bereich Brillenoptik (Ophthalmik) ausgereifte integrierte Technologie- und Anlagenkonzepte für die Glasbearbeitung entwickelt. Hier umfasst das Maschinenspektrum von OptoTech die gesamte Bandbreite an manuellen und vollautomatischen Produktionsmaschinen für die Herstellung von Gleitsichtgläsern aus Kunststoff und Mineralglas, aber auch die digitale Fertigung von hochgenauen Glasmoulds – eine Königsdisziplin in der Brillenglasindustrie.

»Wir denken langfristig und versuchen,
den Entwicklungen immer einen Schritt
voraus zu sein.«

Roland Mandler

In der Fein- und Präzisionsoptik sorgen die steigenden Produkt- und Kundenanforderungen für immer ausgefeiltere Fertigungsmethoden und -prozesse. Vor allem in der Halbleiterindustrie und Lasertechnologie sowie in den Bereichen Endoskopie, Mikroskopie, Medizintechnik und Fotografie haben die Anforderungen in der Genauigkeit konstant zugenommen. Natürlich nimmt der Softwareanteil in den Systemen generell zu, aber bei der digitalen Prozesssteuerung im Zuge von Industrie 4.0 ist das eher im Bereich der Brillenoptik relevant. In der Feinoptik steht nach wie vor die Präzision der Systeme und die Genauigkeit der Maschinen im Vordergrund. Das sei ein wesentlicher Faktor, der auch die Entwicklung der Optikmaschinen kontinuierlich antreibt. „Jede Optik hat ihre eigene Charakteristik und verlangt einen individuellen Blickwinkel auf die Fertigung“, sagt Roland Mandler. „Unsere besondere Stärke liegt darin, dass wir immer versuchen, möglichst alle Prozessschritte bei der Fertigung und Bearbeitung von Präzisionsoptiken in einem Komplettsystem abzudecken, und zwar auf höchstem Niveau.“

Für jede Aufgabe eine perfekte Lösung

Was das heißt, erläutert Roland Mandler bei einem kurzen Rundgang durch das Firmengebäude. Das Spektrum der Maschinen, die hier montiert und justiert werden, reicht von Tischgeräten zum Prüfen und Kitten von Linsen über schrankgroße Beschichtungsanlagen bis zum ebenso mächtigen wie hochkomplexen 8-Achs Ultrapräzisions-Schleif- und Polierzentrum. Hinzu kommt eine Vielzahl an Sonderanfertigungen, die das Unternehmen nach individuellen Kundenspezifikationen realisiert. Dabei muss nicht jedes Mal das Rad neu erfunden werden; stattdessen basieren die Optikmaschinen von OptoTech auf einem hoch anschlussfähigen technologischen Baukastenprinzip, das es erlaubt, für jede Aufgabe eine perfekte Lösung anzubieten. „Das ist möglich, weil die Technologiezyklen in unserer Branche nicht so rasant verlaufen, dass man ihnen hinterherjagen müsste. Stattdessen denken wir langfristig und versuchen, den Entwicklungen immer einen Schritt voraus zu sein“, betont Roland Mandler.

Dass OptoTech in puncto Innovation und Weltmarktführerschaft zu den Champions in Hessen zählt, ist unbestritten. Und Roland Mandler hat als Firmengründer und Inhaber vorausschauend dafür gesorgt, dass das auch künftig so bleibt. Seit November 2018 ist die Schunk Group Mehrheitseigner von OptoTech. Der Technologiekonzern mit Sitz in Heuchelheim ist ein führender Anbieter von Produkten aus Hightech-Werkstoffen – wie Kohlenstoff, technischer Keramik und Sintermetall – sowie von Maschinen und Anlagen – von der Umweltsimulation über die Klimatechnik bis zu Ultraschallschweißen, und sei sein „absoluter Wunschpartner“ gewesen: „Die Schunk Group ist ein Unternehmen mit globaler Ausrichtung und regionaler Verwurzelung“, freut sich Roland Mandler, „der wie mir der Wirtschaftsstandort Mittelhessen sehr am Herzen liegt.“

Globale Ausrichtung und regionale Verbundenheit

Das bestätigt auch Dr. Arno Roth, Vorsitzender der Unternehmensleitung der Schunk Group: „Als einer der technologischen und verfahrenstechnischen Weltmarktführer in der Herstellung von Optikmaschinen passt OptoTech gut zum Technologiekonzern Schunk. Mit unserem Engagement wollen wir auch die Wirtschaft in der Region Mittelhessen weiter stärken.“ Die Optikindustrie sei ein Wachstumsmarkt, der auch Schunk weitere Wachstumsmöglichkeiten biete. Im Zuge der Beteiligung sollen starke Synergieeffekte in verschiedensten Bereichen genutzt werden, die sowohl den zukünftigen Erfolg des Optikmaschinenherstellers sichern als auch Kooperationen mit Partnern in der Region ermöglichen.

Roland Mandler ist die Freude und vielleicht auch Erleichterung über diese vielversprechende Unternehmensnachfolge deutlich anzusehen – auch wenn er noch viel zu vital ist, um sich aus seiner Firma komplett zurückzuziehen. Mit Jens Schäfer an seiner Seite, der sich seit November 2018 als zweiter Geschäftsführer um die kaufmännischen Belange und die Produktion kümmert, wird Roland Mandler auch künftig mehr als nur ein Auge darauf werfen, dass die OptoTech Optikmaschinen GmbH ein Hessen Champion bleibt. Innovativ. Global ausgerichtet. Und in der Region verwurzelt.

Weitere Informationen:
www.optotech.de