Februar 2016
Fertigung elektronischer Baugruppen auf höchstem Niveau. (Fotos: Ralf A. Niggemann)
Brückmann

Premium Elektronik

Mit 40 Jahren wird der Schwabe bekanntlich weise. Der Mittelhesse hingegen scheint im Schwabenalter erst richtig durchzustarten. Dieser Eindruck jedenfalls bestätigt sich bei der Brückmann Elektronik GmbH in Lahnau, die 2016 ihr vierzigstes Firmenjubiläum feiert.

Mitten in Deutschland. Diese eher beiläufige Ortsbestimmung auf der Internetseite der Brückmann Elektronik GmbH sticht ins Auge. Nicht etwa, weil man dort ein innovatives mittelständisches Unternehmen nicht vermuten würde. Sondern wegen des Geschäftsbereichs, in dem das Unternehmen seit 1976 erfolgreich tätig ist: in der Entwicklung und Produktion von elektronische Baugruppen, Schaltanlagen und Steuerungen. Damals begannen Irmtraud und Herbert Brückmann in ihrem Wohnhaus in Lahnau-Waldgirmes mit der Bestückung von Platinen. 1987 gründeten sie die Brückmann Elektronik GmbH. Seit 2007 ist das Familienunternehmen im Lahnauer Gewerbegebiet „Beim Eberacker“ zu Hause. In den vergangenen 40 Jahren haben sich die Zeiten geändert: in der Industrie, in der Elektronik und bei Brückmann. Aus der einstigen „Heimarbeit“ ging ein hochmodernes Unternehmen hervor, aus dem „Bestücker“ wurde ein innovativer Systemanbieter für Elektroniklösungen.

Wettbewerbsfähige Elektronik aus Mittelhessen

Die Brüder Oliver und Hans-Martin Brückmann führen die Geschäfte äußerst erfolgreich in zweiter Generation. Dem geläufigen Vorurteil, wettbewerbsfähige Elektronik sei nur noch in asiatischen Ländern zu haben, treten die beiden Geschäftsführer ebenso vehement wie überzeugend entgegen: „Das, was wir leisten, können nur wenige“, sagt Oliver Brückmann. Und sein Bruder Hans-Martin ergänzt: „Unser Know-how wird vor allem dort geschätzt, wo höchste Ansprüche an die Elektronik gestellt werden: in der Automobilbranche, in der Medizintechnik und in der optischen und mechanischen Messtechnik.“

Den Wahlspruch, dass man mit seinen Aufgaben wächst, scheint Brückmann Elektronik über die vergangenen vierzig Jahre geradezu verinnerlicht zu haben. Daran hat sich nichts geändert, auch wenn sich das Geschäftsfeld selbst dramatisch verändert hat. An die Anfänge des Unternehmens, als die Elektronik noch in riesigen Schaltkästen steckte und teilweise mit Hubmaschinen bewegt werden musste, erinnert heute wenig. Die elektronischen Bauteile werden immer kleiner, die Leiterplatten immer diffiziler, die Funktionen und Aufgaben jener Steuereinheiten, die auf engstem Raum untergebracht werden müssen, zunehmend komplexer. In einer Vitrine im Eingangsbereich sind die Produkte und das Know-how von Brückmann ausgestellt: eine Leiterplatte, die speziell für die Fahrzeugsensorik im Rennsport entwickelt wurde; eine Motorsteuerung für ein Rundum-Kamerasystem; elektronische Baugruppen, die in hochpräzisen 3D-Koordinatenmessgeräten zum Einsatz kommen. Der Rest unterliegt der Geheimhaltungspflicht.

Rasante Technologiezyklen in der Elektronik und Elektronikfertigung

Das Firmengebäude ist großzügig, aber inzwischen fast schon wieder zu klein. Auch das ist dem kontinuierlichen Wachstum geschuldet. Was aber in diesem Segment noch schwerer wiegt, ist die Anforderung, mit den rasanten Technologiezyklen in der Elektronik und Elektronikfertigung mitzuhalten. Dabei hat Wachstum weniger mit Ausdehnung zu tun, sondern eher mit Faktoren wie Qualität, Präzision, Komplexität und Effizienz. Erst vor wenigen Monaten hat Brückmann Elektronik einen neuen Flying Probe Tester in Betrieb genommen, der genau diese Kriterien erfüllt. Er ist nicht größer als das bisherige Modell, aber er kann weit mehr. Hinter dem Sichtfenster steuert eine ausgeklügelte Software mehrere bewegliche Nadeln, die gleichzeitig und in Höchstgeschwindigkeit eine bestückte Platine kontaktieren und prüfen. Auf den Punkt genau und mit unschlagbarer Wiederholgenauigkeit.

„Für uns sind solche Investitionen unvermeidlich“, erklärt Hans-Martin Brückmann. „Sie bringen uns und unsere Kunden bei der Produktentwicklung einen entscheidenden Schritt weiter und sie sorgen dafür, dass wir im Premium-Segment wettbewerbsfähig bleiben.“ Nebenan wird gerade eine SMT-Bestückungslinie (Surface Mounted Technology) umgerüstet, die an die 18 Meter lang sein dürfte. Vollautomatisiert werden hier die Bestückungsprogramme aus CAD-Daten generiert und die elektronischen Bauteile auf der Platine in Lötpaste gesetzt und verlötet. Ein Stockwerk tiefer operiert ein hydro-pneumatisches Pressensystem für „eingepresste“ Verbindungen, die als besonders robust und ausfallsicher gelten. Aber auch das gibt es bei Brückmann Elektronik: hochqualifizierte Spezialisten, die Leiterplatten in detailgenauer Handarbeit bestücken und verlöten.

Elektronische Baugruppen in Kleinstserie oder großvolumigen Stückzahlen

Damit ist Brückmann Elektronik in der Lage, je nach Auftrag und Volumen elektronische Baugruppen in Kleinstserie oder großvolumigen Stückzahlen herzustellen. Die kleinsten Bauteile liegen bei 0,4 x 0,2 mm und sind mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen. Die vollautomatisierte SMT-Fertigung schafft ein maximales Boardmaß von 430 x 420 mm. „Wir brauchen diese Flexibilität, damit wir den spezifischen Anforderungen unserer Kunden gerecht werden können“, erklärt Oliver Brückmann. Will sagen: Die Ausnahme ist hier eher die Regel. Nicht erst in der Produktion, sondern schon im Entwicklungsstadium. Als kompetenter Partner bietet Brückmann Elektronik nämlich auch intelligente Entwicklungsleistungen an, damit aus einer ersten Idee serienreife Produkte entstehen können.

Um die Potenziale des Systemanbieters auszubauen, wurden aus der Brückmann Elektronik GmbH heraus zwei neue Unternehmen gegründet, die die Kompetenzfelder und das Produktspektrum gewinnbringend erweitern: die Brückmann Hard- und Software GmbH (1999) sowie vor drei Jahren die BE Gerätebau Waldgirmes GmbH. Hinzu kommt das einzigartige Partner- und Zuliefernetzwerk in der Region, das die Elektronikspezialisten aus Lahnau in laufenden und Neuproduktprojekten aktiv nutzen.

Innovationen und elektronische Baugruppen auf höchstem Niveau

Besonders stolz sind die Geschäftsführer auf den ersten motorbetriebenen Objektiv-Revolver für Mikroskope, der zusammen mit der Firma Uwe Weller Feinwerktechnik in Wetzlar entwickelt wurde. Der Objektivwechsel lässt sich dabei über ein integriertes Touch-Display oder über den PC steuern, und zwar stufenlos mit einer Positioniergenauigkeit von +/- 2 Mikrometer. Die Technologie ist elektronisch und mechanisch ausgereift, das Ergebnis äußerst überzeugend.

Um solche Innovationen hervorzubringen und elektronische Baugruppen auf höchstem Niveau zu fertigen, ist die Fachkompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unverzichtbar. Ein Großteil der Elektroniker, Fachinformatiker und Industriekaufleute wird im Unternehmen ausgebildet. Seit vielen Jahren ist Brückmann Elektronik zudem Partner des dualen Studiengangs StudiumPlus der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM). „Wir legen großen Wert auf topqualifizierte Mitarbeiter und fördern deren fachliche und persönliche Weiterbildung, wo es nur geht“, betont Oliver Brückmann. Nur so kann es gelingen, ein mittelständisches Elektronik-Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen.

Know-how ist im Premium-Segment das Maß der Dinge

Der Erfolg gibt den Geschäftsführern Recht, ihre langjährige Erfahrung sowieso. Und vieles spricht dafür, dass die Zukunft dem Unternehmen weiteres Wachstum bescheren wird. Für einen Elektronik-Hersteller aus Mittelhessen ist das alles andere als selbstverständlich. „Mag sein“, sagt Hans-Martin Brückmann. „Aber in der Elektronik-Branche gilt letztlich dasselbe wie für viele andere Technologie-Sparten: Wenn Sie sich im Premium-Segment etablieren wollen, ist Know-how das Maß der Dinge. Und das finden wir genau hier in der Region.“ Mitten in Deutschland.

www.brueckmann-gmbh.de