Dezember 2023
Fotos: Ralf A. Niggemann
StudiumPlus

Mehrwert für alle

StudiumPlus ist ein Erfolgsmodell, von dem die Studierenden, die Hochschule und die Unternehmen gleichermaßen profitieren. Wir haben bei Prof. Dr. Jens Minnert und Christian Schreier nachgefragt, warum das so ist.

Wir treffen Jens Minnert und Christian Schreier in einem geräumigen Hörsaal. Am Eingang begrüßt uns ein freundlicher Roboter. Überhaupt vermittelt das ganze Setting den Eindruck, als hätte die Zukunft der Lehre bei StudiumPlus längst begonnen. Und damit liegt man sicher nicht falsch.

W3+: StudiumPlus startete im Wintersemester 2001 mit 31 Studierenden und 28 Unternehmensmitgliedern. Wie viele sind es heute?

Christian Schreier: Wir haben rund 1.800 Studierende, über 500 Dozierende und seit diesem Sommer über 1.000 Unternehmensmitglieder. Verglichen mit den aktuellen Zahlen haben wir damals tatsächlich klein angefangen. Seither hat sich viel getan. Wir sind hier an unserem Hauptstandort Wetzlar mächtig gewachsen. Und dann sind ja seit 2009 sukzessive weitere Außenstellen hinzugekommen: zunächst in Frankenberg und Bad Wildungen, danach in Bad Hersfeld und Biedenkopf, Bad Vilbel und Limburg.

W3+: Wie kam es dazu?

Jens Minnert: Die initiale Idee bestand ja darin, unter dem Dach der Technischen Hochschule Mittelhessen ein duales Studienangebot aufzubauen, um junge Menschen aus der Region für die Region auszubilden. Unser Angebot orientierte sich schon immer an den Bedarfen der Industrieregion und der hier ansässigen Unternehmen. Diese Idee hat über die Jahre eine große Nachfrage ausgelöst und dazu geführt, dass wir sozusagen mit unseren Aufgaben gewachsen sind. Wir wollten nie eine Campushochschule sein, sondern in die Region hineingehen: also dorthin, wo die Bedarfe sind. Entsprechend vielfältig hat sich dann auch unser Studienangebot in Wetzlar und an den Außenstellen ausdifferenziert. Unser Angebot umfasst inzwischen zehn akkreditierte Bachelor- und Master-Studiengänge mit mehr als zwanzig Fachrichtungen, die vom Betriebswirt, Wirtschaftsingenieur und Bauingenieur über Elektrotechnik und Maschinenbau bis zu Prozessmanagement, Softwaretechnologie und Systems Engineering reichen.

W3+: Wie muss man sich das vorstellen, wenn aus konkreten Bedarfen curriculare Angebote hervorgehen sollen?

Jens Minnert: Wir haben hier eine optimale Struktur geschaffen, um das zu bewerkstelligen: Ich für meinen Teil vertrete das Wissenschaftliche Zentrum Duales Hochschulstudium (ZDH) der THM, das als Träger der dualen Studiengänge für den Aufbau, die Durchführung und die Weiterentwicklung des Studienangebots zuständig ist. Mein Kollege Christian Schreier ist Hauptgeschäftsführer des CompetenceCenter Duale Hochschulstudien – StudiumPlus e. V. (CCD), in dem mehr als 1.000 Partnerunternehmen und Einrichtungen zusammengeschlossen sind. Im Direktorium des ZDH ist jede Fachrichtung inhaltlich vertreten. Auf der anderen Seite gibt es den Vorstand des CCD bestehend aus Unternehmensmitgliedern. Wir ergänzen uns perfekt und verstehen uns wirklich als Kollegen! Und das gilt nicht nur für uns beide.

Christian Schreier: Das kann ich uneingeschränkt bestätigen. Entscheidend ist, dass alle miteinander vernetzt sind und in einem ebenso intensiven wie konstruktiven Austausch stehen. Wenn es also darum geht, Studieninhalte oder ganze Studiengänge neu aufzusetzen und weiterzuentwickeln, sind immer beide Seiten involviert. Dafür sorgt ein Kuratorium, das aus Unternehmenspartnern und Hochschulvertretern besteht. In dieser Konstellation können wir sehr schnell und zielgerichtet Bedarfe analysieren, Inhalte konzipieren und in die Lehre bringen.

»Rund 90 Prozent unserer Absolventinnen und Absolventen bleiben nach dem Abschluss ihrem Unternehmen treu. Das heißt, für die Partnerfirmen ist StudiumPlus in jeder Hinsicht eine lohnende Investition.«

Christian Schreier

W3+: Branchenübergreifend, bedarfsorientiert, ganz nah an der Praxis – dieser Dreiklang beschreibt das Konzept von StudiumPlus. Und das steht nicht nur auf dem Papier. Was machen Sie anders als andere Hochschulen?

Jens Minnert: Wenn es ein Erfolgsgeheimnis gäbe, würde ich es sicher nicht verraten ... (lacht) Nein im Ernst: Ich glaube, es gibt mehrere Erfolgsfaktoren, die uns dahin gebracht haben, wo wir heute stehen. Wir haben ein Modell geschaffen, von dem nachweislich alle profitieren: die Studierenden, die Hochschule und die Unternehmen. Wir haben Top-Leute, die sich unglaublich engagieren – und zwar nicht nur unter den Dozierenden, sondern auch in den meist ehrenamtlich besetzten Gremien. Im Vergleich mit anderen Hochschulen sind wir enorm schnell, gerade weil wir in der engen Zusammenarbeit mit den Unternehmen die Möglichkeit haben, wegweisende Themen und Fragestellungen früh auf den Weg zu bringen. Und: Die persönliche Betreuung ist bei StudiumPlus wirklich einzigartig. Zu Beginn bekommt jeder Studierende eine Professorin oder einen Professor, der ihn oder sie als Mentor betreut und im Unternehmen begleitet. Wer hat das schon?

Christian Schreier: Hinzu kommt ein Erfolgsfaktor, der für die Unternehmen in der Region von besonderer Bedeutung ist: Rund 90 Prozent unserer Absolventinnen und Absolventen bleiben nach dem Abschluss ihrem Unternehmen treu und entwickeln sich dort weiter. Das heißt, für die Partnerfirmen ist StudiumPlus in jeder Hinsicht eine lohnende Investition. Es ist dieser Mehrwert, der viele Partnerunternehmen dazu motiviert, sich nachhaltig und langfristig bei StudiumPlus zu engagieren.

W3+: Alle reden vom Fachkräftemangel, wobei Branchen, Industrien und akademische Bereiche unterschiedlich stark davon betroffen sind. Spüren Sie diese Entwicklung auch?

Christian Schreier: Wir haben in den Anfangszeiten viel Aufwand und Überzeugungsarbeit betrieben, um Partnerunternehmen zu gewinnen. Heute kommen Unternehmen aktiv auf uns zu, weil sie Mitglied werden wollen. Im Unterschied zu früher müssen wir heute mehr unter potenziellen Studierenden die Werbetrommel rühren.

Jens Minnert: Anfang des Jahres haben wir bei den Hochschulinformationstagen ein neues Format ausprobiert. Wir haben am Campus Wetzlar all unsere Studiengänge vorgestellt. Auf einem großen „Markt der Möglichkeiten“ präsentierten sich 80 Partnerunternehmen. Das Interesse war riesig. Schon eine halbe Stunde vor dem offiziellen Beginn der Veranstaltung drängten sich die jungen Leute vor der Tür, um sich dann an den Ständen der Firmen und der Studiengangsleiter in lockerer Atmosphäre über die Studienbedingungen oder Perspektiven in den Firmen zu informieren. Das hat nicht nur uns, sondern auch die Unternehmen positiv überrascht.

»Unsere Konzepte zielen ganz klar darauf ab, Menschen fit für die Zukunft zu machen. Ich denke, das gelingt uns auf hohem Niveau und trägt maßgeblich dazu bei, dass auch wir als Hochschule optimistisch in die Zukunft schauen können.«

Jens Minnert

W3+: Verschiedene Transformationen in der Arbeitswelt wirken in die Hochschulen und Unternehmen gleichermaßen hinein. Wie gelingt es da, Studieninhalte bedarfsgerecht und zukunftsfähig auszurichten?

Christian Schreier: Digitalisierung und Künstliche Intelligenz, aber auch Mobilität oder Nachhaltigkeit sind wichtige Querschnittsthemen, die tatsächlich alle betreffen. Umso wichtiger ist es, den Studierenden die Schlüsselkompetenzen und Qualifikationen mitzugeben, die heute und in Zukunft in den Unternehmen gefragt sind. Gerade da müssen wir extrem innovativ und flexibel sein, um mit den immer schneller werdenden Technologiezyklen Schritt halten zu können. Vor diesem Hintergrund haben wir 2021 den Master-Studiengang „Future Skills und Innovation“ gestartet. Hier arbeiten Betriebswirte, Informatiker, Mathematiker, Maschinenbauer, Elektrotechniker und andere in interdisziplinären Projekt- und Lernteams zusammen. Die Wissensvermittlung findet maßgeblich digital statt. Die Präsenztage an der Hochschule werden für die Projektarbeit und die Wissensvertiefung genutzt.

Jens Minnert: Die angesprochenen Transformationsprozesse betreffen tatsächlich nicht nur das Studium, sondern auch die Weiterbildung und Qualifikation von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Unternehmen. Wir sind seit 2015 alleinverantwortlich für die gesamte Weiterbildung an der THM. Der Bedarf ist da schon heute sehr groß und wird noch wachsen. Ganz gleich, ob es um die Aus- oder Weiterbildung geht – unsere Konzepte zielen ganz klar darauf ab, Menschen fit für die Zukunft zu machen. Ich denke, das gelingt uns auf hohem Niveau und trägt maßgeblich dazu bei, dass auch wir als Hochschule optimistisch in die Zukunft schauen können.

StudiumPlus

StudiumPlus ist der größte Anbieter dualer Studiengänge in Hessen. Träger sind die Technische Hochschule Mittelhessen (THM) als größte Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hessen, das CompetenceCenter Duale Hochschulstudien – StudiumPlus e. V. (CCD), in dem mehr als 1.000 Partnerunternehmen und Einrichtungen zusammengeschlossen sind, sowie der Kammerverbund Mittelhessen unter Federführung der IHK Lahn-Dill.

www.studiumplus.de