August 2019
Dr. Marcus Schnöbel und Ulrike Baum von der Freiherr-vom-Stein-Schule Wetzlar. (Fotos: Ralf A. Niggemann)
Steinschule Wetzlar

Inspirieren und begeistern

Junge Menschen für die sogenannten MINT-Fächer zu begeistern und entsprechend auszubilden, ist das Thema der Stunde. Die Freiherr-vom-Stein-Schule Wetzlar tut das – mit einem vielseitigen Curriculum und großem Engagement.

Freiherr vom Stein war ein preußischer Beamter und Reformer. Naturwissenschaftler war er nicht. Aber er wäre es vielleicht geworden, wenn vor 250 Jahren diese Schule schon existiert hätte, die später nach ihm benannt wurde. Die Freiherr-vom-Stein-Schule in Wetzlar hat nämlich einen naturwissenschaftlichen Schwerpunkt. „Genau genommen können die Schülerinnen und Schüler zwischen einem allgemeinen, einem naturwissenschaftlichen oder einem sportlichen Zug wählen, wobei jede dieser Ausrichtungen mit dem Schwerpunkt Musik kombinierbar ist“, erklärt Rektor Dr. Marcus Schnöbel und ergänzt: „Damit sind wir die Schule mit dem breitesten gymnasialen Angebot in der Region.“

Fachbereichsleiterin Ulrike Baum im Forscherraum der Freiherr-vom-Stein-Schule Wetzlar.

Nachhaltiges Konzept zur Stärkung der Naturwissenschaften

Dass das Mittelstufengymnasium auf ein breites Profil mit spezifischen Schwerpunkten setzt, hat sich längst herumgesprochen. Rund 800 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 5 bis 10 gehen hier zu Schule. Sie kommen einigermaßen behütet von den umliegenden Grundschulen und entscheiden sich sechs Jahre später für den Weg zur allgemeinen Hochschulreife oder in die berufliche Ausbildung. MINT wird an der Freiherr-vom-Stein-Schule groß geschrieben. Damit liegt die Schule voll im Trend, aber das ist nicht erst seit gestern so. „Wir haben schon 2010 begonnen, ein Konzept zur Stärkung der Naturwissenschaften zu entwickeln, das sich sowohl inhaltlich als auch organisatorisch deutlich von den gängigen Unterrichtsmodellen unterscheidet“, erklärt Fachbereichsleiterin Ulrike Baum.

So wurden für die Jahrgangsstufen 5 und 6 Profilklassen für Naturwissenschaften etabliert, mit fünf statt der sonst üblichen zwei bis drei Wochenstunden. Dazu wurde der didaktische und organisatorische Rahmen geöffnet, um mehr Raum für eine intensive und fächerübergreifende Auseinandersetzung mit den Naturwissenschaften zu schaffen. „Die naturwissenschaftlichen Profilklassen kommen sehr gut an“, schwärmt der Rektor. Und warum das so ist, erklärt Ulrike Baum so: „In den naturwissenschaftlichen Profilklassen arbeiten wir integriert, das heißt, wir trennen die Fächer nicht nach Biologie, Chemie und Physik, sondern wir kreieren Themenbereiche, die dann aus verschiedenen fachspezifischen Perspektiven beleuchtet werden.“ Diesen Weg verfolgt die Schule konsequent und nachhaltig, so Dr. Marcus Schöbel: „Die Schüler beginnen mit Naturwissenschaft und enden mit MINT.“

Zum Beispiel das Thema Vögel: Da geht es natürlich um biologische Fragen, um Artenkenntnisse, aber eben auch darum, wie ein Vogel unter physikalischen Aspekten fliegen kann oder wie sich Zugvögel an den Magnetfeldlinien der Erde orientieren; sogar die Bionik spielt eine Rolle, weil viele technische Erfindungen des Menschen sich an Vorbildern der Natur orientiert haben. Und die Themen, von denen man im Klassenraum höchstens eine Ahnung bekommt, können die Kinder und Jugendlichen an den umliegenden Wiesen, Wäldern und Flussläufen hautnah erkunden. „Es passiert enorm viel in diesen ersten beiden Jahren“, betont Ulrike Baum. „Da werden motivationale Grundlagen geschaffen und fachliche Interessen geweckt, es reifen Vorlieben und bisweilen sogar Berufswünsche. Wir merken vor allem in den Naturwissenschaften, mit wie viel Neugier, Wissbegierde und Begeisterung sich die Schülerinnen und Schüler den Themenbereichen annähern. Diesen Zugang entwickeln wir dann in den naturwissenschaftlichen Fächern Physik, Chemie und Biologie für die höheren Klassenstufen weiter.“

Dr. Marcus Schnöbel, Rektor der Freiherr-vom-Stein-Schule.

Besonderes Engagement der Schule und vieler Unterstützer

Nun ist es ja ein offenes Geheimnis, dass man mit Begeisterung und Eigenantrieb mehr und besser lernt – aber in den MINT-Fächern an der Freiherr-vom-Stein-Schule wird dieses Geheimnis tatsächlich ganz offen gelebt. Der eigens eingerichtete Forscherraum spannt den Bogen von der Mechanik in die digitale Welt. Hier können die Schülerinnen und Schüler in Eigeninitiative experimentieren und entdeckend lernen. Am „Arduino“, einer speziell für die Lehre entwickelten Platine, probieren die Jahrgangsstufen 9 und 10 ihre ersten Programmierkünste aus. Seit Sommer 2018 haben die jüngeren Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, mit den „Calliope“-Platinen und dem passenden Zubehör von Fischertechnik in die Welt der Robotik reinzuschnuppern. Für die jungen Forscher stehen 30 sehr gute Mikroskope zur Verfügung, die sonst nur im Studium verwendet werden.

Diese Ausstattung an Lehr- und Lernmaterialien ist einzigartig. Und auch sie verdankt sich dem besonderen Engagement der Schule und ihres aktiven Fördervereins, Partner für die gemeinsame Sache zu gewinnen: Partner wie den VDI Mittelhessen, der die Einrichtung des Forscherraums maßgeblich gefördert hat; Unterstützer wie Leica Microsystems, LTI Motion, Carl Zeiss Sports Optics, Hexagon, Duktus oder Oculus, die den Schülerinnen und Schülern spannende Einblicke in die Unternehmen gewähren; wichtige institutionelle Kooperationspartner, die ebenfalls spezielle MINT-Projekte verfolgen, wie etwa das Mathematikum in Gießen, das Chemikum in Marburg und natürlich das Viseum Wetzlar; oder auch der Technologie-Konzern Schunk, der bereits zum zweiten Mal das Preisgeld für den MINTmit-Preis des Regionalmanagements Mittelhessen gestiftet hat.

Erst kürzlich hat die Wetzlarer Freiherr-vom-Stein-Schule den MINTmit-Preis gewonnen. Eine großartige Bestätigung für den Rektor und die Fachbereichsleiterin. „Das Preisgeld soll dazu beitragen, die Computerausstattung zu erweitern“, freut sich Ulrike Baum. Auch wenn die Mittel nicht ausreichen, um alle ihre tollen Ideen Realität werden zu lassen, weiß sie: „Das, was wir hier an der Freiherr-vom-Stein-Schule im MINT-Bereich aufgebaut haben, wäre ohne die vielen Stifter, Unterstützer und Kooperationspartner aus der Region gar nicht möglich.“ Das betrifft die technische Ausstattung, den fachlichen Austausch – und das gemeinsame Engagement für den Fachkräftenachwuchs, von dem letztlich alle profitieren.

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