November 2022
Foto: Ralf A. Niggemann
konzeptpark

Einfach machen!

Digitalisierung ist für viele Menschen im Privatleben ganz selbstverständlich. In Unternehmen tut man sich bisweilen schwer damit. Die konzeptpark GmbH macht es ihnen leichter. Wie das gelingt, erklärt Geschäftsführer Markus Karen im Interview.

Als 1995 die konzeptpark GmbH gegründet wurde, hatte Microsoft gerade das erste Betriebssystem mit grafischer Benutzeroberfläche auf den Markt gebracht: Windows 95. Die Einwahl ins Internet über das Modem klang noch nach Science-Fiction. Mobiltelefone sahen aus wie Knochen und konnten tatsächlich nur telefonieren. Man muss sich das immer wieder vergegenwärtigen, wenn Gründer Markus Karen über das Selbstverständnis seiner Firma spricht – also über das, was heute digital ganz selbstverständlich machbar ist.

Die drei Säulen, auf denen Markus Karen und Andreas Ascheneller das Unternehmen sukzessive auf- und ausgebaut haben, heißen bis heute Beratung, Systemintegration und Softwareentwicklung – für kleine Mittelständler genauso wie Großkonzerne. Das Leistungsspektrum reicht von kundenspezifischen Cloudlösungen oder hauseigenen Datenmanagement-Plattformen bis zu IoT-Lösungen (Internet of Things). Mehr erfahren wir von Markus Karen selbst.

W3+: Alle reden von digitaler Transformation, von Industrie 4.0 und Internet of Things (IoT). Sie beschäftigen sich schon sehr lange damit. Waren Sie ihrer Zeit voraus?

Markus Karen: Na ja. Unser Kerngeschäft besteht im Grunde seit fast dreißig Jahren darin, digitale Lösungen für produzierende Unternehmen, Dienstleister und Verkehrsbetriebe zu entwickeln. Unser Wissen und unsere Erfahrung in diesem Bereich sind tatsächlich extrem wertvoll. Aber es ist nicht unsere Art, so zu tun als hätten wir immer schon am ganz großen Rad gedreht. Natürlich sind digitale Transformation, Industrie 4.0 und Internet of Things die Themen der Stunde. Das ist gut so – auch für uns. Aber der suggerierte Hype hat auch seine Kehrseiten.

W3+: Was meinen Sie damit?

Markus Karen: Die genannten Trends und „Buzzwords“ suggerieren ja der Industrie: Wenn ihr da nicht mitmacht, werdet ihr über kurz oder lang abgehängt. Das bringt vor allem kleine und mittelständische Unternehmen in Zugzwang und erzeugt nicht selten Schwellenängste, die dazu führen, erst einmal nichts zu tun.

W3+: Das ist nicht wirklich sinnvoll, aber durchaus nachvollziehbar?

Markus Karen: Unsere Erfahrung zeigt, dass es in den Unternehmen oft an den notwendigen Voraussetzungen fehlt, um sich fokussiert mit der Digitalisierung auseinanderzusetzen: Man hat keine Zeit und keine Kapazitäten im operativen Geschäft; es fehlt an Kompetenzen und Verantwortlichkeiten; hinzu kommt die Angst vor Neuem, verbunden mit einem unabwägbaren Risiko.

W3+: Wo setzen Sie also an?

Markus Karen: Wir versuchen zunächst einmal, die scheinbar übermächtigen Themen der Digitalisierung auf Augenhöhe mit den Kunden zu besprechen. Wir setzen auf fundierte Beratung statt Fachchinesisch. Und wir geben den Leuten eine ebenso simple wie sinnfällige Maxime auf den Weg: Einfach machen! Und zwar im doppelten Sinne: Macht einfach – und geht es möglichst einfach an. Digitalisierung muss nicht per se groß, kompliziert, komplex und kostspielig sein. Viel wichtiger ist es, die Unternehmen an der Hand zu nehmen und gemeinsam zu schauen, wie sie durch Digitalisierung ihre Produkte verbessern und smarter machen können. Genau das tun wir.

W3+: Und wie kommt man dahin?

Markus Karen: Auf jeden Fall nicht vom Ende her, an dem vielleicht ein visionärer Wurf steht, vor dem alle schon lange vorher in die Knie gehen. Wir gehen Schritt für Schritt vor. Und manchmal sind es gerade die kleinen Schritte, die dann etwas Größeres ins Rollen bringen.

»Wir haben die 3-Phasen-Fokus-Methode entwickelt, damit mittelständische Unternehmen ohne Risiko und mit schnellen Ergebnissen Digitalisierungsprojekte umsetzen können.«

Markus Karen

W3+: Dafür haben Sie die 3-Phasen-Fokus-Methode erfunden, um IoT-Projekte in Unternehmen effizient, ressourcenschonend und zielführend umzusetzen.

Markus Karen: Richtig. Wir haben die 3-Phasen-Fokus-Methode entwickelt, damit kleine und mittelständische Unternehmen ohne Risiko und mit schnellen Ergebnissen Digitalisierungsprojekte realisieren können. Das Wort „Fokus“ ist entscheidend, weil die Methode auf die spezifischen Voraussetzungen und Potenziale des jeweiligen Unternehmens ausgerichtet ist. Am Anfang steht in der ersten Phase ein geführter Experten-Workshop mit offenen Fragen rund um das Thema Digitalisierung. Dabei beziehen wir nicht nur die IT-Experten ein, sondern alle Unternehmensbereiche, die mit der Produktion und im Produktentstehungsprozess involviert sind. Gemeinsam erarbeiten wir einen IoT-Fokus, auf dessen Grundlage wir in der zweiten Phase ein Funktionsmuster, also ein IoT-Basissystem, individuell für den Kunden erarbeiten. In der dritten Phase wird es dann konkret: Das IoT-Basissystem wird erstellt, geprüft und in Betrieb genommen. Auch danach lassen wir die Kunden nicht „im Regen stehen“ – wir begleiten sie bei der Weiterentwicklung mit modernsten agilen Methoden und unterstützen sie auch bei der Etablierung neuer Geschäftsmodelle.

W3+: Das heißt, Sie begnügen sich nicht mit technologischen Lösungen oder Standards, sondern zeigen den Unternehmen auch Wege auf, wie sie durch Digitalisierung neue Produkte oder Dienstleistungen anbieten können?

Markus Karen: Das eine resultiert ja im besten Fall aus dem anderen. So gibt es etwa OPC UA-Datenaustauschstandards, über die alle relevanten Maschinendaten sowie Stör- oder Warnmeldungen bereitgestellt werden. Das eröffnet tatsächlich ganz neue Möglichkeiten. In einem Digitalisierungsprojekt mit der WIWA Wilhelm Wagner GmbH & Co. KG in Lahnau, einem der führenden Hersteller von Farbspritzgeräten und Injektionssystemen, haben wir die Anlagen OPC UA-fähig gemacht. Daraus wiederum ging ein neues Produkt hervor, von dem wir beide profitieren: ein Multiconnector Edge Gateway nach OPC UA Standard, über den alle Maschinen – auch Altanlangen – miteinander kommunizieren können. Damit sind insbesondere KMUs in der Lage, die Vorzüge der Digitalisierung ohne hohe Investitionskosten oder massive Umbaumaßnahmen zu nutzen.

W3+: Ist dieser Mehrwert eher die Ausnahme oder die Regel?

Markus Karen: Es ist durchaus exemplarisch für unsere Arbeit, im Zuge von Digitalisierungsprojekten einen wirklichen Mehrwert zu generieren. In dem Projekt mit WIWA profitieren wir von einer Förderung durch das Programm Distr@l – ein Förderprogramm, das sich insbesondere an Start-ups, KMUs sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen richtet, die mit ihrem innovativen Projekt die Digitalisierung in Hessen vorantreiben. Auch in dieser Hinsicht nehmen wir Unternehmen aus der Region gerne an die Hand.

W3+: Als einer der Initiatoren der IoT-Offensive Deutschland versuchen Sie, Unternehmen für die Digitalisierung zu begeistern und Potenziale aufzuzeigen. Kann man sagen, dass Sie dabei immer das große Ganze im Blick haben müssen und gleichzeitig die spezifischen Bedarfe und Potenziale im Kleinen?

Markus Karen: Das ist tatsächlich nicht ganz einfach. Aber es entspricht eben unserem Selbstverständnis, dass wir den Kunden keine Luftschlösser verkaufen wollen, sondern seriöse, tragfähige Lösungen, die wir gemeinsam erarbeiten. Dass und wie sich durch die Digitalisierung neue oder bessere Produkte generieren lassen, ermitteln wir sozusagen in der Umsetzung. Mein Engagement als Co-Initiator der IoT-Offensive Deutschland folgt demselben seriösen Anliegen – verbunden mit der Erkenntnis, dass wir als Unternehmen allein mit unserer Methodik gar nichts erreichen. Es gibt Dinge, da braucht man Mitstreiter, die genauso überzeugt von der Sache sind. Unsere Initiative bündelt diese Kräfte. Bis 2030 wollen wir mit vereinten Kräften aus Wirtschaft und Wissenschaft deutsche mittelständische Unternehmen zu Marktführern in Sachen Digitalisierung und IoT entwickeln. Und vielleicht können wir in Mittelhessen ja ganz vorne mit dabei sein.

Weitere Informationen:

www.konzeptpark.de