Dezember 2021
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Kleymann Karpenstein & Partner

Dr. Götz Gerlach

Warum Rechthaber nicht immer Recht haben und die Rechtsprechung mitunter so kompliziert ist. 3 Fragen an den Rechtsanwalt Dr. Götz Gerlach.

W3+: Gibt es aus Ihrer Sicht einen Unterschied zwischen Recht haben und Recht sprechen? Wieviel Interpretationsspielraum lässt die Rechtsprechung zu?

Götz Gerlach: Das Arbeitsrecht ist wohl das prominenteste Beispiel: Das Bundesarbeitsgericht (BAG) fällt regelmäßig Entscheidungen, die als praxisfern kritisiert werden und teilweise auch gegen den Gesetzeswortlaut ausfallen. Und wenn das BAG „aus heiterem Himmel“ eine 180°-Wende in Rechtsfragen vornimmt, haben oft kleinere und mittelständische Unternehmen mit erheblichen Schwierigkeiten in der täglichen Rechtsanwendung zu kämpfen – vermittelbar ist das bisweilen nicht mehr.

W3+: An juristischen Texten verzweifelt der gesunde Menschenverstand bisweilen. Was tun Sie dagegen?

Götz Gerlach: Jede Wissenschaft hat ihre eigenen Fachbegriffe und Ausdrucksweisen, die Dritte oft nicht verstehen. Gesetze oder Urteile zu formulieren ist sehr anspruchsvoll. Wie zu lesen ist, gelingt das nicht immer. Ich „übersetze“ sprachliche Ungetüme in verständliche Formulierungen – wie ein Dolmetscher.

W3+: Gibt es Gesetzeslagen, deren Relevanz aus Sicht der Mandanten notorisch unterschätzt wird?

Götz Gerlach: Der Beschäftigtendatenschutz nach der EU-DSGVO bzw. dem BDSG wird trotz aller Warnungen und Gefahren immer noch nicht überall ernst genommen. Das kann nicht nur sehr teuer werden, sondern auch das Image nachhaltig beschädigen.

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Dr. Götz Gerlach

Rechtsanwalt, Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht, Fachanwalt für Arbeitsrecht
Kleymann Karpenstein & Partner
Wetzlar