100 Jahre Leica I
Im März 1925 wurde auf der Leipziger Frühjahrsmesse die Leica I erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt – und revolutionierte fortan die Welt der Fotografie. Es ist der Beginn einer Erfolgsgeschichte, an die das Unternehmen unter dem Motto „100 Jahre Leica I: Zeugin eines Jahrhunderts“ erinnert.
Die Geburt der Leica markiert einen Meilenstein der Fotografiegeschichte. Aber es ist alles andere als eine Sturzgeburt. 1914 konstruierte Oskar Barnack die erste Kleinbildkamera, die Ur-Leica. Erst 10 Jahre später – bedingt durch den Ersten Weltkrieg und trotz der anschließenden Weltwirtschaftskrise – fasst Ernst Leitz II im Juni 1924 den mutigen Entschluss: „Ich entscheide hiermit, es wird riskiert.“ Als die Leica I am 1. März 1925 auf der Leipziger Frühjahrsmesse der Öffentlichkeit vorgestellt wird, staunt die Fachwelt und bekommt angesichts dieser kleinen Kamera große Augen. So berichtet die Zeitschrift „Photofreund“ sozusagen live von der Messe: „Die ‚Leica‘ ist Präzisionsarbeit, ja vielleicht ist dieser Ausdruck nicht einmal exakt genug, man darf ruhig sagen: sie ist ein Uhrwerk. Da greift eins ins andere, ganz exakt, ganz sicher, zwangsläufig und praktisch.“
Ein völlig neuartiges Kamerasystem
Tatsächlich ist die Leica I nicht einfach nur ein neuer „praktischer“ Fotoapparat – sie verkörpert ein völlig neuartiges Kamerasystem im Kleinbildformat. Mit der kompakten Kamera kann man plötzlich ohne große Aufbauten überall und nahezu unbemerkt fotografieren. Man hat 36 Aufnahmen auf einem Rollfilm zur Verfügung. Herausragend lichtstarke Optiken ermöglichen ein Fotografieren ohne Blitz. Erstmals ermöglicht eine Kamera Bilder aus dem wirklichen Leben und das Festhalten des „entscheidenden Augenblicks“, wie es Henri Cartier-Bresson später beschrieb. Auch andere namhafte Fotografen wie Alexander Rodtschenko, André Kertész und Gisèle Freund erkennen die Möglichkeiten der kompakten und leistungsfähigen Leica sofort. Bereits im ersten Jahr verkaufen die Leitz-Werke rund 1.000 Kameras. 1930 liegt die Jahresproduktion bereits über 20.000.
Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Leica I und die Erweiterung des Systems durch innovative Wechselobjektive beschleunigen in den Folgejahren den Erfolg des Leica Kamerasystems. 1930 erscheint die erste Leica Kamera mit Schraub-Bajonett und drei Wechselobjektiven. 1932 ist die Leica II bereits mit einem Messsucher gekoppelt für eine schnelle und präzise Fokussierung. Zu dieser Zeit stehen bereits sieben Wechselobjektive mit standardisiertem Schraub-Bajonett zur Verfügung. „Für die Arbeit des Berufsphotographen bedeutet dies eine Revolution“, schreibt Gisèle Freund. Aber die Fotografin erinnert auch daran, dass einige Redakteure der illustrierten Presse noch in den 1930er-Jahren gegenüber der Leica skeptisch waren.
Der Markterfolg der Leica als Ergebnis enormer Entwicklungsanstrengungen
Diese Erfahrung machte auch Thomas McAvoy, der zu den ersten Fotografen der legendären Zeitschrift „Life“ gehörte: „Ich hatte von einer Europareise eine Leica mitgebracht, doch der Chefredakteur betrachtete sie wegen ihres kleinen Formats als ein unnützes Spielzeug und erlaubte mir nicht, sie zu benützen. Bei einem offiziellen Empfang in Washington habe ich mich über das Verbot einfach hinweggesetzt und unter den erstaunten Blicken meiner Kollegen, die mit großen Apparaten hantierten und mit Blitzlicht ausgerüstet waren, machte ich eine ganze Serie von Bildern. Als der Chefredakteur meine Fotos mit denen der anderen verglich, musste er zugeben, dass meine Bilder viel mehr Atmosphäre hatten und viel lebendiger waren, weil ich eben kein Blitzlicht benützt und die Leute unbemerkt fotografiert hatte. Von diesem Moment an wurde die Leica anerkannt, und alle Fotografen folgten meinem Beispiel.“
Der Markterfolg der Leica und damit der Kleinbildfotografie war also alles andere als ein Selbstläufer. Er war das Ergebnis enormer Entwicklungsanstrengungen des Unternehmens: im Haus maßgeblich vorangetrieben durch Ernst Leitz II, Oskar Barnack und Max Berek, die im engen Austausch mit den damaligen Leica Fotografen ständig neue Innovationen entwickelten; aber auch im Verbund mit den großen Firmen der Fotochemie als Schrittmacher für immer besseres Filmmaterial. So hat es nach Einführung der Leica über sieben Jahre gedauert, bis 1932 mit dem Isochrom-Film von Agfa ein deutlich empfindlicherer und zugleich feinkörniger Schwarzweiß-Film zur Verfügung stand. Erst damit konnte die wirkliche Leistungsfähigkeit der Leica mit gestochen scharfen Vergrößerungen im Format 30 x 40 cm und größer nachgewiesen werden.
„Leistungsbeweise“ aus dem Leica Archiv
Solche „Leistungsbeweise“ haben entscheidend dazu beigetragen, der Leica und der Kleinbildfotografie zum Durchbruch zu verhelfen. Es sind Abzüge, die auf beeindruckende Weise verdeutlichen, wozu Leica Kameras in der Lage waren. Diese „Leistungsbeweise“ werden bis heute sorgsam im Leica Archiv aufbewahrt – und anlässlich des 100-jährigen Jubiläums in der Leica Galerie Wetzlar erstmals einem breiten Publikum präsentiert. Die Ausstellung „Das gute Bild“ umfasst mehr als 50 Werke von Klassikern der Leica Fotografie wie Thomas Hoepker, Frank Horvat, Toni Schneiders und Erich Angenendt, aber auch Leica Repräsentanten wie Horst H. Baumann, Peter Cornelius und Hans Silvester. Darüber hinaus gibt es reichlich Gelegenheiten, eher unbekanntere Leica Fotografen wie Julius Behnke, Lothar Klimek, Siegfried Hartig oder Hans Cordes wiederzuentdecken. Neben klassisch gerahmten Arbeiten werden einige der gesammelten „Leistungsbeweise“ in ihrer ursprünglichen Form auf Karteikarten präsentiert und gewähren einen tieferen Einblick in die Vielfalt des Leica Archivs. Zusätzlich wird die Ausstellung um einige „Leih-Vergrößerungen“ bereichert, die als Leica Werbematerial in den Kameraläden oder auf Messen ausgestellt wurden.
Diese Ausstellung ist ganz klar eine Hommage an die Leica der analogen und größtenteils schwarzweißen Ära. Aber sie zeigt auch, wie wichtig die enge Zusammenarbeit mit den führenden Fotografinnen und Fotografen der jeweiligen Zeit, aber auch mit unzähligen Amateuren und Leica Enthusiasten war. Im Leica Archiv finden deren Bilder heute ganz selbstverständlich zusammen: Sie reichen von der Reportage- bis zur Architekturfotografie, vom Porträt über das Still Life bis zur sogenannten „Street Photography“.
„Die Magie der Straße – Meisterwerke der Street Photography“
Dass die Ausstellung gegenüber im Ernst Leitz Museum „Die Magie der Straße – Meisterwerke der Street Photography“ mit vollen Händen aus der Sammlung des Leica Archivs schöpfen kann, verwundert nicht. Schließlich wurden einige der besten Bilder der Street Photography eben mit Leica Kameras geschossen: voll im Leben, mittendrin statt nur dabei, im entscheidenden Augenblick. Die Schau versammelt ein Who’s Who der Fotografiegeschichte: Große Namen wie Henri Cartier-Bresson, René Burri, Elliott Erwitt oder auch Alexander Rodtschenko, Dr. Paul Wolff und Marc Riboud sind dabei, ebenso Martine Franck, Joel Meyerowitz und Steve McCurry, um nur einige hervorzuheben. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf jüngeren Positionen der Street Photography, vertreten unter anderem durch Julia Baier, Fred Mortagne oder Matt Stuart. Die Straße ist überall. Und die Leica immer mit dabei – egal, ob in oder Berlin oder Brüssel, in New York oder Delhi, aus der Vogelschau oder knapp über dem Asphalt auf Augenhöhe mit einem Hund.
So facettenreich wie dieser Auftakt sind die Feierlichkeiten und Veranstaltungen von Leica im gesamten Jubiläumsjahr. Dabei steht das „Wesentliche“, wie Dr. Andreas Kaufmann, Aufsichtsratsvorsitzender der Leica Camera AG, betont, „stets im Fokus: die Leidenschaft zur Fotografie für einzigartige und authentische Bilder, die das Weltgeschehen dokumentieren und bewahren. Aus diesem Grund ist es nur folgerichtig, unser Jahrhundertjubiläum, nämlich 100 Jahre Kameraproduktion, weltweit mit vielen renommierten Fotografinnen und Fotografen zu feiern und deren Werk in den Mittelpunkt zu stellen.“
Gefeiert wird rund um den Globus – und vor allem in Wetzlar
Rund um den Globus finden anlässlich des Jubiläums Sonderausstellungen statt, an jedem Standort etwas Spezifisches: in Shanghai mit einer Ausstellung über chinesische Fotografinnen und Fotografen; in New York mit einer Outdoor Ausstelllung amerikanischer Fotografen. Gezeigt werde in 12 ausgewählten Leica Galerien 12 Ausstellungen, in denen junge Fotografinnen und Fotografen mit einem Leica Hall of Fame Gewinner in Dialog treten: in Frankfurt Walter Vogel und Franziska Stünkel, in Wien Barbara Klemm und Lena Mucha. Gefeiert wird aber vor allem in Wetzlar, wo Leica nach wie vor fest verwurzelt ist. Die letzte Juniwoche wird zu einer wahren Festwoche: Ein Highlight wird die große Ausstellung von Joel Meyerowitz, die am 26. Juni eröffnet. Daneben haben sich prominente Größen der Leica Community wie Steve McCurry, Andy Summers und Ralph Gibson angekündigt. Ein unabhängiger Film, bei dem es vor allem um Menschen geht, die mit Leica gearbeitet haben, feiert Premiere. Und all das für eine besondere Kamera, die vor 100 Jahren die Welt der Fotografie revolutionierte.
www.leica-camera.com
Leica Camera
Mit innovativen Produkten und dem Investment in zukunftsorientierte Technologien schreibt die Leica Camera AG ihre unternehmerische Erfolgsgeschichte, die mit der Leica I ihren Anfang nahm, stetig fort. Das Produktportfolio reicht inzwischen von hochwertigen Kameras, Objektiven und Sportoptiken über den ersten Laser TV Beamer aus dem Hause Leica bis zur Leica ZM Uhrenkollektion. Zuletzt wurde im Februar mit dem Leica LUX Grip ein innovativer Kameragriff vorgestellt, der zusammen mit der Leica LUX App ein einzigartiges Fotografie-Erlebnis mit dem iPhone ermöglicht.